Beschreibung der Übung

Übernommen und angepasst von Journalism, fake new & disinformation: handbook for journalism education and training

Teile deine Gruppe in kleinere Gruppen und gib jeder Gruppe ein Medienbeispiel (Artikel, Interviewmitschriften, Posts, Pressemitteilungen etc.)
Bitte sie hervorzuheben:

  • In Gelb die Sätze, deren Meinung sie in Betracht ziehen
  • In Blau die Sätze, die Fakten sind
  • In Orange die Sätze dazwischen

Fordere die Gruppen auf, ihre Schlussfolgerungen der gruppe zu präsentieren. Gibt es mehr Fakten, Meinungen oder Zwischeninformation in ihrem Beispiel? Was, glauben sie, ist der Grund dafür (was ist die Motivation dahinter)?

Teile die Gruppe auf. Lass jede Gruppe von der oberen Liste eine „grüne“ Behauptung wählen zum Faktencheck (oder von einer eigenen Liste).
Bitte die Gruppen, nach Beweisen zu suchen, die das Gefundene unterstützen oder widerlegen. Bevor sie das tun, ermutige sie, die Quellen zu bewerten, die sie finden, entsprechen folgender Parameter:

  • Nähe: Wie nah ist der Beleg an der Veröffentlichung? D.h., eine Nachrichtenorganisation, die über die neueste Arbeitslosenstatistik berichtet, ist gewöhnlich weniger nah an den Daten - und deshalb von weniger Wert - als das nationale Statistikinstitut, das die wirklichen Arbeitslosenzahlen misst.
  • Expertise: Welche Nachweise kennzeichnen die Qualität des Produzenten des Beleges? D.h., der Autor das Buches hat einen Doktortitel auf dem Gebiet und wird in hohem Maße zitiert auf seinem/ihrem Gebiet.
  • Präzision: Wie ist der Beleg erbracht? D.h., Daten zur Gewalt gegen Frauen werden oft durch Umfragen/Befragungen gesammelt. Das kann Verallgemeinerungen unzulässig machen und internationale Vergleiche schwierig. Vorausgesetzt, dass die Bereitwilligkeit der Frauen zu antworten und die Definition sexueller Belästigung von Land zu Land variieren kann.
  • Transparenz: Was weißt du über den Beleg? D.h., eine wissenschaftliche Studie hat alle Daten, auf denen ihre Schlussfolgerungen basieren, für andere Rechercheure online zum Überprüfen veröffentlicht.
  • Verlässlichkeit: Gibt es eine Erfolgsbilanz zur Bewertung? D.h. Transparency International veröffentlicht den Korruptionswahrnehmungsindex seit mehr als 20 Jahren. Das hat den Experten viel Zeit gegeben, die Grenzen zu erkennen.
  • Interessenskonflikt: liegt ein persönliches oder privates Interesse des Urhebers vor für die Veröffentlichung des Beleges? D.h., eine Studie zu angeblichem Gesundheitsnutzen von Pasta wurde zum Teil durch einen Haupthersteller von Pasta durchgeführt und finanziell unterstützt.

Die Übungsleitung kann die folgende Übersicht ausdrucken und ihnen zum Bewerten jeder Quelle aushändigen. Diskutiere, welche Quellen die verlässlichsten sind und wie die Auswahl der Quellen und Tendenzen die Produktion von Inhalten beeinflussen kann. Wie können sie die meinungsinfiltrierte Information vermeiden? Welche Quellen, nehmen sie an, sind die genauesten und überprüfbarsten? Was sind die Hauptschwierigkeiten, wenn es um die Beurteilung dieser Quellen geht?

schwach mittel stark
Nähe
Expertise
Präzision
Transparenz
Verlässlichkeit
Interessenkonflikt

EINSCHÄTZUNG DER LERNERGEBNISSE

Das Ziel der Übung ist, dass die Lernenden den Unterschied zwischen Meinung und Fakten verstehen und sich bewusst sind, wie Meinung und Neigung sowohl den Prozess der Produktion von Inhalten als auch der Aufnahme von Inhalten herausfordern können.
Bewertung sollte während der Übung stattfinden. Die Übungsleitung sollte beobachten und notieren, ob die Lernenden die Bedeutung der Identifizierung von faktischer Information verstehen. Wie wichtig ist die Überprüfung von Informationen? Wie können sie die von Meinung infiltrierte Information vermeiden? Welche Quellen halten sie für die genauesten und überprüfbarsten?
Was sind die Hauptschwierigkeiten, wenn es um die Bewertung dieser Quellen geht?

Informationen zur Übung

Diese Übung zielt darauf, den Lernenden bewusst zu machen, wie das Basisfaktenchecken funktioniert beim Bearbeiten eines Textes, indem man den Unterschied zwischen Meinung und Fakten im Mediendiskurs findet und überprüft auf Authentizität und Genauigkeit der Information, die eingeschlossen ist im Medienprodukt.

Die Lernenden sind in der Lage

Existierende journalistische Recherchefähigkeiten anzuwenden in Bezug auf Überprüfung von Informationen und Quellen hinsichtlich der Berichterstattung über Migrant*innen, ethnische/ religiöse Minderheiten, LGBTQIA+, Menschen mit Behinderungen, Frauen, Jugendliche und Ältere.

AUSSTATTUNG

ein Raum mit Stühlen und Tischen

GERÄTE

Laptops, Tablets oder Smartphones für die Recherche

MATERIALIEN

Beispiele von Artikeln, Posts oder Pressemitteilungen zum Thema Minderheiten

DAUER

45-60 Minuten, abhängig von der Größe der Gruppe

EMPFOHLENE ANZAHL DER TEILNEHMENDEN

4 bis 12

HINWEISE FÜR DIE ÜBUNGSLEITUNG

Es ist eine gute Idee, den Teilnehmenden während oder am Ende der Sitzung eine Checkliste für die Überprüfung der Informationen zu geben.
Allgemein gesprochen besteht das Faktenchecken aus 3 Phasen:

  1. Finden von faktenüberprüfbaren Angaben durch das Durchsuchen von Gesetzestexten, Medienstellen und soziale Medien. Der Prozess beinhaltet das Festlegen, welche hauptsächlichen öffentlichen Angaben (a) faktenüberprüft werden können und (b) überprüft werden sollte.
  2. Finden von Fakten durch das Suchen von am besten verfügbaren Belegen in Bezug auf vorliegende Behauptung.
  3. Korrigieren des Sachverhalts durch die Beurteilung der Behauptung im Licht des Beweises, normalerweise auf einer „Skala der Wahrhaftigkeit“.

WAS STEHT DEN FAKTEN IM WEG?

Bevor man in den praktischen Aspekt des Faktencheckens eintaucht, müssen die Lernenden sich dessen und ihre eigenen Grenzen bewusst sein.
Einige Kommentatoren haben erklärt, dass wir eine postwahrheits- und postfaktische Ära betreten haben. Diese Begriffe sind weltweit verbreitet worden und sind im Jahre 2016 von dem Oxford English Dictionary und der Gesellschaft für die deutsche Sprache zum „Wort des Jahres“ gewählt worden. Das Argument der Postwahrheitlichen ist, dass Politik und die Medien so polarisiert sind und auf die eigene Gruppe bezogen worden sind, dass die Menschen voller Überzeugung jeden Fakt ablehnen, mit dem sie nicht übereinstimmen.

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