Terminologie / Glossar

GESCHLECHT

Mit diesem Wort wird in der Alltagssprache die binäre Geschlechtsidentifizierung (Aufteilung in Frau/Mädchen oder Mann/Junge) durchgeführt.
Schwierig: Neuere Erkenntnisse der Sozial- und besonders Genderforschung führten dazu, dass der Begriff zunehmend als unzureichend betrachtet wird. Er bezeichnet zusätzlich ausschließlich die körperliche Geschlechtsidentität, geht davon aus, dass alle Menschen „cis“ sind (s.u.) und ignoriert sämtliche Minderheiten, die sich keiner „Seite“ der binären Norm zuordnen können oder wollen.

GESCHLECHTERIDENTITÄT

Die Geschlechtsidentität meint das Bewusstsein, einem Geschlecht anzugehören. Die Verhaltensweisen, die für ein bestimmtes Geschlecht als typisch oder akzeptabel gelten, werden in Abgrenzung dazu als Geschlechtsrolle bzw. Geschlechtsrollenverhalten be- zeichnet. Die Mehrheit der Menschen identifiziert sich mit dem Geschlecht, welches ihnen nach der Geburt aufgrund ihrer körperlichen Geschlechtsmerkmale zugewiesen wurde (Junge oder Mädchen). Die Geschlechtsidentität muss aber nicht zwingend mit den körperlichen Geschlechtsmerkmalen übereinstimmen, sondern kann davon abweichen. Viele Menschen fühlen sich keinem der zwei gesellschaftlichen vorgebenen Geschlechtern zugehörig.

GENDER

beschreibt das soziale Geschlecht. Es ist unabhängig von den Geschlechtsorganen und vom biologischen Geschlecht. Gender kommt aus dem Englischen. Dort trennt man zwischen dem biologischen Geschlecht („sex“), das sich auf den Körper bezieht, und dem sozialen Geschlecht („gender“). Gender bezeichnet z.B. ein Verhalten, das angeblich typisch männlich oder typisch weiblich ist. Gendertheoretische Ansätze gehen davon aus, dass das Geschlechterverhalten nicht nur biologisch, sondern vor allem kulturell bedingt und daher erlernt bzw. anerzogen ist. Welches Aussehen, welches Verhalten und welche Rolle eine Gesellschaft als typisch männlich oder typisch weiblich betrachtet und einfordert, kann demnach je nach Epoche und Lebensraum sehr unterschiedlich sein.

HETEROSEXUELL

Heterosexualität ist die sexuelle Orientierung, bei der Romantik und sexuelles Begehren ausschließlich für Personen des anderen Geschlechts empfunden werden. Dabei wird von einem binären Konzept von Geschlechteridentität ausgegangen (männlich/weiblich). Das Adjektiv heterosexuell wird auch auf sexuelle Handlungen mit andersgeschlechtlichen Partnern angewendet, wenn die Beteiligten nicht ausschließlich heterosexuell aktiv sind. Heterosexuelles Begehren oder Handlungen kann auch gemeinsam mit homosexuellem Begehren oder Handeln vorhanden sein. Nicht jeder, der heterosexuelle Erfahrungen hatte, muss heterosexuell sein. Sexuelle Erfahrungen können – vor allem im Jugendalter – mehr von sexueller Neugier oder von gesellschaftlichen Erwartungen bestimmt sein als von einer festen sexuellen Orientierung.

HOMOSEXUELL

Homosexualität ist eine sexuelle Orierntierung. Homosexuelle Menschen fühlen sich emotional und sexuell von Menschen des gleichen Geschlechts angezogen. Homo ist das griechische Wort für gleich. Wissenschaftler_innen gehen heute davon aus, dass fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung homosexuell sind. Man wird homosexuell geboren, niemand kann durch Erziehung homosexuell gemacht werden.
Heute ist Homosexualität in vielen Teilen der westlichen Gesellschaft als
eine sexuelle Identität und als Lebensentwurf anerkannt. In anderen Teilen halten sich Vorurteile und Ablehnung. Das hängt auch mit dem negativen Bild zusammen, das in der Vergangenheit von Homosexualität gezeichnet wurde. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wurde Homosexualität als krankhaft eingeordnet und war oft gesetzlich verboten. Heute sind sich alle seriösen Wissenschaftler_innen einig, dass Homosexualität keine Krankheit ist.

LSBTTIQ*

steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer. Diese Abkürzung macht die Vielfalt von sexuellen und geschlechtlichen Identitäten deutlich und schließt alle Menschen mit einer von der Heteronorm (s.u.) abweichenden Identität ein. Der Asterisk steht unabhängig von den anderen Bezeichnungen für "alle anderen". Früher sprach die Community in der Regel nur von Lesben und Schwulen. Als sich dann aber auch Trans- oder Intersexuelle selbstbewusst zu Wort meldeten, wurde klar, dass diese Kategorien zu eng sind und mit dem Begriffspaar viele Menschen ausgeschlossen werden. Zunächst wurde Lesben und Schwule ergänzt um die Gruppe der Bi- und Transsexuellen. Da die USA hier Vorreiter waren, lautete der neue Begriff LGBT, also „lesbian, gay, bisexual, transsexual“. Aber auch der Begriff „transsexuell“ griff noch zu kurz, da damit ausschließlich Menschen gemeint sind, bei denen ein Widerspruch zwischen der eigenen Geschlechts-identität und dem biologischen Geschlecht besteht. Also wurden auch transgender und intersexuelle Menschen benannt. Queer bezieht sich auf Menschen, die von den gängigen zweigeschlechtlichen Geschlechterrollen abweichen und die sich keiner der anderen Definitionen zugehörig fühlen.

SCHWUL

Ein schwuler Mann ist homosexuell, er liebt und begehrt also Männer. Schwulsein beschreibt auch eine soziale, kulturelle und politische Identität, die sich in dem Zugehörigkeitsgefühl zu anderen Schwulen sowie deren Gruppen und Initiativen ausdrückt. In der Vergangenheit wurden in Deutschland während mehrerer Zeitabschnitte schwule Männer verfolgt und Homosexualität (unter Männern) war gesetzlich verboten. Der §175 StGB stellte von 1872 bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. In der Weimarer Republik blühte eine bunte schwule Subkultur auf und Organisationen setzten sich offen für die Akzeptanz und gegen die Homosexuellenverfolgung ein. Das NS-Regime bereitete der frühen Emanzipationsbewegung ein brutales Ende. Erst Anfang der 1970er Jahre formierte sich die Schwulenbewegung neu.
Schwierig: „Schwul“ wird auch (bewusst oder unbewusst) als homophob konnotiertes Schimpfwort gebraucht.

LESBISCH

Eine lesbische Frau ist homosexuell, sie liebt und begehrt also Frauen. Namensgeberin der lesbischen Liebe ist die Insel Lesbos. Hier beschrieb die griechische Dichterin Sappho (6. Jh v.u.Z.) in ihren Gedichten die Liebe zwischen Frauen. Zum ersten Mal politisch zu Wort meldeten sich lesbische Frauen am Anfang des 20. Jahrhunderts. Das NS-Regime zerstörte die noch junge lesbische Subkultur von Zeitschriften und „Damenclubs“ nachhaltig. Erst Ende der 1960er Jahre nahmen frauenliebende Frauen im Zuge der autonomen Frauen- und Homosexuellenbewegung wieder den Kampf für ihre Rechte auf. Sie entwickelten auch im Rahmen feministischer Bewegungen eine eigenständige Subkultur. Selbstbewusst wurde der abwertende Begriff Lesbe positiv besetzt und meint nun eine soziale, kulturelle und politische Identität, die sich in dem Zugehörigkeitsgefühl zu anderen Lesben sowie deren Gruppen und Initiativen ausdrückt. Seit einigen Jahren ist die Bezeichnung Lesbe sogar in die offizielle Nachrichtensprache eingegangen.
Schwierig: „Lesbe“ wird in homophoben Kreisen nach wie vor als Schimpfwort verwendet.

BISEXUELL

Bisexualität ist eine sexuelle Orientierung. Bisexuelle Menschen fühlen sich emotional und sexuell zu Männern und Frauen hingezogen. In den 1940er und 1950er Jahren kamen die berühmten Studien des amerikanischen Sexualforschers Kinsey zu dem Ergebnis, dass 90 Prozent der damals befragten 17.000 Amerikaner_innen „zu einem gewissen Grad bisexuell“ waren. Damals wie heute gilt: Sich nicht für ein Geschlecht zu entscheiden, stellt die monosexuelle Ordnung in unserer Gesellschaft in Frage. Bisexuelle Menschen sind Vorurteilen sowohl von heterosexueller als auch von homosexueller Seite ausgesetzt. Bisexuellen fällt es deshalb oft schwer, zu sich zu stehen und sich zu outen. Aber immer mehr Bisexuelle trauen sich inzwischen, öffentlich zu ihrer Bisexualität zu stehen.

PANSEXUELL (POLYSEXUELL)

Pansexualität (oder Omnisexualität) ist eine sexuelle Orientierung, bei der Personen in ihrem Begehren keine Vorauswahl nach Geschlecht bzw. Geschlechtsidentität treffen. Polysexuelle (Griechisch „poly“ = viele) fühlen sich zu mehr als zwei Geschlechtsidentitäten hingezogen, jedoch nicht zwingend zu allen. Der Begriff Pansexualität leitet sich von der griechischen Vorsilbe pan (gesamt, umfassend, alles) ab. In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff nicht einheitlich definiert und verwendet. Ein pansexueller Mensch ist in der Lage, für Menschen aller Geschlechtsidentitäten sexuelle oder romantische Gefühle zu empfinden. Bisexuelle Menschen hingegen beziehen sich nur auf zwei Geschlechter, meist das eigene Geschlecht auf der einen und ein anderes Geschlecht auf der anderen Seite.

TRANSSEXUELL

Transsexuelle sind Menschen, die bei der Geburt einem biologischen Geschlecht zugewiesen wurden, welches nicht mit der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Viele Transsexuelle haben den Wunsch, ihr biologisches Geschlecht mit Operationen und/oder durch Hormoneinnahme anzugleichen, um so ihrer eigenen Geschlechtsidentität ganz zu entsprechen. Der Begriff transsexuell sagt nichts über die sexuelle Identität der Person aus. Transsexuelle Menschen leben und lieben sowohl heterosexuell als auch schwul, lesbisch, bisexuell oder queer.

TRANSGENDER

bezeichnet ebenfalls Menschen, deren Geschlecht von dem abweicht, welches ihnen zugewiesen wird. Transgender ist z. B. jemand, dem bei der Geburt das Geschlecht „weiblich“ zugeordnet wurde, der aber in seinem Alltag als Mann lebt. Auch Menschen, die ein anderes Geschlecht als männlich oder weiblich haben, bezeichnen sich oft als transgender. Im Unterschied zur Transsexualität wird nicht zwingend eine operative Geschlechtsangleichung oder eine Hormonbehandlung angestrebt. Soziale Geschlechtswechsel sind auch zeitlich begrenzt möglich, z. B. bei Auftritten als Drag Queen oder Drag King.

Queer

Als queer bezeichnen sich Menschen mit einer sexuellen und/oder geschlechtlichen Identität und/oder Orientierung, die von der gesellschaftlichen Norm abweicht. Queer ist ein offener Begriff, der alle einschließt, die mit ihrem Aussehen und/oder Verhalten nicht den gängigen Rollenbildern entsprechen. Das Wort kommt aus dem Englischen und heißt eigentlich verrückt, seltsam oder auch suspekt. Genau wie lesbisch oder schwul wurde die Bezeichnung früher abwertend verwendet. Wer sich jedoch heutzutage als queer bezeichnet, bei dem_der schwingt eine gewisse Freude und auch Stolz darüber mit, dass das eigene Lebens- und Liebensmodell etwas schräg und antitraditionalistisch ist. Die Queer Theory beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen Sex, Gender, Begehren sowie gesellschaftlichen Machtstrukturen und Normsetzungen.

CISGENDER / CISSEXUELL

Als cisgender werden Personen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Cisgender ist somit der Gegenbegriff zu transgender oder transsexuell. Der Gebrauch der Vorsilbe Cis-soll deutlich machen, dass transgender/transexuell und cisgender gleichberechtigte und normale Ausprägungen von Geschlechtsidentität sind. Die heteronormative Bezeichnungsweise, bei der kein eigener Begriff für die als "normal" verstandenen Ausrichtungen besteht, führt zu einem Ungleichgewicht. Cisgender bezieht sich auf die Geschlechtsidentität, sagt aber nichts über die sexuelle Identität der Person aus. Cisgender Menschen können somit heterosexuell, schwul, lesbisch, bisexuell, queer oder asexuell leben. Die Vorsilbe wird auch in den entsprechenden Zusammenhängen (Cismann/Cisfrau etc) eingesetzt.

ASEXUELL

Asexualität ist eine sexuelle Orientierung. Asexuelle Menschen haben kein Verlangen nach sexueller Interaktion mit anderen Menschen. Es gibt verschiedene Varianten von Asexualität: Manche Asexuelle verlieben sich durchaus und wollen auch körperliche Nähe und Zärtlichkeit mit dem oder der Partner_in. Sie haben aber kein Bedürfnis, weiter zu gehen als streicheln und kuscheln. Andere kennen das Gefühl des Verliebtseins nicht.
Manche empfinden grundsätzlich keine oder kaum Erregung. Manche lehnen das Gefühl von sexueller Erregung ab: sie fühlen zwar Erregung, empfinden das aber nicht als angenehm, sondern als störend. Weil die allermeisten Menschen sich nicht vorstellen können, ohne Sex zu leben, stoßen asexuelle Menschen in der Gesellschaft auf irritierte Reaktionen.

HETERONORMATIVITÄT

bezeichnet die (individuelle oder gesellschaftliche) Haltung, die ausschließlich Beziehungen zwischen Männern und Frauen anerkennt und alle anderen sanktioniert. Dabei ist die Bewertung einer sexuellen oder geschlechtlichen Identität als normal oder unnormal völlig fehl am Platz. Heteronormativität ist ein zentraler Begriff der Queer-Theorie, mit dem Naturalisierung und Privilegierung von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit in Frage gestellt werden. Die Heteronormativität durchzieht dadurch alle wesentlichen gesellschaftlichen und kulturellen Bereiche, sowie die Subjekte selbst. Die gesunde Körperlichkeit wird heterosexuell definiert, auch bei der Betrachtung und Beschreibung anderer Kulturen. Dies schließt eine Toleranz gegenüber (einzelnen) Menschen dieser Kategorien nicht unbedingt aus. Sie sollen sich aber so weit wie möglich der geltenden Norm anpassen und möglichst nicht auffallen. Die Norm braucht sogar die von ihr abweichenden Anderen, um sich als Norm zu etablieren.

FEMINISMUS

ist eine geistige Einstellung, die die gleichen Rechte und Chancen für beide bzw. alle Geschlechter fordert. Gleichzeitig ist Feminismus eine politische Bewegung, die eine gesellschaftliche Veränderung anstrebt um genau jene Rechte und Chancen für beide bzw. alle Geschlechter zu verwirklichen. Der Feminismus versucht also, das Patriarchat abzuschaffen. Feminismus ist keine einheitliche Theorie, sondern spaltet sich in viele verschiedene Strömungen, die verschiedene Schwerpunkte legen und verschiedenen Wissenschaftsbereichen zugerechnet werden. Die beiden wichtigsten Strömungen sind der Gleichheits- (oder Radikal-) und der Differenzfeminismus. Sie beantworten die Frage danach, welche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen, grundsätzlich unterschiedlich und leiten daraus unterschiedliche Forderungen ab.
Der Differenzfeminismus geht davon aus, dass die beiden Geschlechter grundsätzlich verschieden voneinander sind. Unterströmungen des Differenzfeminismus sind der Ökofeminismus, der von einer Überlegenheit des weiblichen Körpers ausgeht und der gynozentrische Feminismus. Beide Richtungen spielen in Europa keine große Rolle.
Der Radikalfeminismus geht von einer grundsätzlichen Gleichheit beider Geschlechter aus, die Biologie spielt eine untergeordnete Rolle. Existierende Unterschiede im Verhalten und im Wesen von Frauen und Männern lassen sich auf die Sozialisation, also auf die Erziehung eines jeden Einzelnen, sowie gesellschaftliche Einflüsse zurückführen.
Wichtig für den Gleichheitsfeminismus ist dabei das gender-Konzept (s.o.).

REGENBOGENFAMILIE

In Regenbogenfamilien leben Kinder mit lesbischen Müttern, schwulen Vätern oder mit (mindestens) einem Elternteil zusammen, das sich als queer, transsexuell oder transgender definiert. Es gibt verschiedene Konstellationen, in denen Regenbogenkinder aufwachsen. Die häufigste ist ein Frauenpaar, das mit einem oder mehreren Kindern lebt. Diese Kinder stammen oft aus einer vorangegangenen heterosexuellen Beziehung einer oder beider Partner_innen, so dass manchmal auch der Vater der Kinder eine aktive Rolle in
der Familie spielt. Und natürlich leben auch Männerpaare als Eltern mit Kindern, die dann meist aus einer früheren heterosexuellen Beziehung stammen oder als Pflegekinder angenommen wurden. Schätzungen zufolge leben in Deutschland etwa 35.000 Kinder in Regenbogenfamilien, die laut Untersuchungen ebenso gut und behütet aufwachsen wie Kinder in anderen Familienformen.

GESCHLECHTERGERECHTE SPRACHE

Unter dem Begriff geschlechtergerechte Sprache wird ein Sprachgebrauch verstanden, der darauf abzielt, die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck zu bringen. Hierzu zählen auch Vorschläge zur Veränderung des Sprachsystems in Vokabular, Orthographie oder sogar Grammatik. Als „Gendering“ oder „Gendern“ wird bezeichnet, wenn ein Text nach den Richtlinien des geschlechtergerechten Formulierens erstellt wird.
Eine Grundthese der feministischen Sprachkritik besagt, dass die Vormachtstellung des Mannes in der Gesellschaft auch in Struktur und Vokabular einer Sprache zum Ausdruck komme. Im Verhältnis von Mann und Frau beobachten feministische Sprachforscher eine „fundamentale Asymmetrie“ und bezeichnen die deutsche Sprache daher „in ihrer Struktur und ihrem Lexikon [als] sexistisch und androzentrisch.“[3] Diese männliche Dominanz in der Sprache wiederum festige die nachgeordnete Stellung der Frau. Diesbezüglich wird eine Veränderung der Sprache für notwendig erachtet, um auf dem Weg eines sprachlich ausgelösten Bewusstseinswandels die Gleichstellung von Frauen in der Gesellschaft voranzubringen.
In der geschlechtergerechten Sprache werden im Wesentlichen zwei Wege eingeschlagen. Der erste macht das Geschlecht „sichtbar“, indem die weibliche und die männliche Form explizit genannt wird (etwa: „Studentinnen und Studenten“, „Student/-innen“, „StudentInnen“, "Student_innen", "Student*innen") der andere verwendet geschlechtsneutrale Formulierungen wie „Studierende“, „Dozierende“ oder (mit festem Genus) „Lehrkraft“.
Synonym verwendet werden auch die Begriffe „sexusgerechte“ oder „gendergerechte“ Sprache und „geschlechterfaire“ / „geschlechtersensible“ Sprache sowie „nicht-sexistische Sprache“.

GENDER-Mainstreaming

ist eine Strategie zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter. Gender-Mainstreaming bedeutet, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern bei allen Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu berücksichtigen, um so die Gleichstellung durchzusetzen. Seit dem Vertrag von Amsterdam von 1997/1999 ist Gender-Mainstreaming ein erklärtes Ziel der Europäischen Union. Gender-Mainstreaming unterscheidet sich von Frauenpolitik dadurch, dass sie eine umfassendere und präventive Strategie ist, um Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern von vornherein in allen Bereichen zu verhindern, während die Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik als Strategie überwiegend korrektiv eingesetzt wird, um bestehenden Benachteiligungen entgegenzuwirken. Ein weiterer Unterschied ist, dass für die Umsetzung von Frauen- bzw. Gleichstellungspolitik wenige, speziell damit beauftragte Personen zuständig sind, wohingegen Gender-Mainstreaming sich als Aufgabe an alle Beteiligten richtet. Gender-Mainstreaming wird meist in öffentlichen Einrichtungen eingesetzt, während in der Privatwirtschaft „Diversity Management“ als Konzept zur Umsetzung von Chancengleichheit verwendet wird.

MASKULINISMUS / MASKULISMUS

Maskulinismus ist das Eintreten für die Rechte und Bedürfnisse von Männern mit einer Ideologie naturbedingter männlicher Überlegenheit oder des Androzentrismus, welche sich in Männerbünden und antifeministischen Bewegungen artikuliert. Der Begriff Maskulinismus ist nicht eindeutig definiert. Je nach Gesichtspunkt kann er ein Synonym für Maskulinismus sein; als Selbstbezeichnung von Anhängern der Männerrechtsbewegung und Antifeministen verwendet werden; eine andere Bezeichnung für Androzentrismus sein. Eine Kernthese des Maskulinismus lautet, dass Männer von Müttern und Frauen unterdrückt werden und sich auf ihre Männlichkeit zurückbesinnen sollten. Maskulinisten wollen die ungerechte Bevorteilung des männlichen Geschlechts und der gesellschaftlichen Heteronormativität erhalten. Maskulinismus zielt also auf die Erhaltung gesellschaftstraditioneller Privilegien durch Unterdrückungen anderer ab.
In den Vereinigten Staaten entstanden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert maskulinistische Männer- und Väterrechtsgruppen als Reaktion auf den Feminismus. Maskulinisten zeichnen sich durch Frauenhass aus und sind online besonders aktiv. Maskulisnismus geht häufig mit rechten politischen Ideologien und Rassismus einher.

GENDERISMUS / GENDERIDEOLOGIE / GENDERWAHN

verschiedene, von konservativen oder rechtspopulistischen/rechtsextremen politischen Kräften oder Maskulinisten verwendete Begriffe zur Diskreditierung der Emanzipations-/Frauen- und LSBTTIQ-Bewegung sowie der gesellschaftlichen Entwicklung in Ruchtung einer Gleichberechtigung im Allgemeinen und der Genderforschung im Besonderen. Die Begriffe und die Gruppen, die sie benutzen, richten sich also gegen das „Gender-Mainstreaming“ (s.o.). Das „Gender-Mainstreaming“ ist aus der Sicht des Genderismus "eine kulturelle Revolution und Pervertierung der internationalen Homo- und Lesbenorganisationen zur Schaffung des neuen Gender-Menschen", die von UNO und EU sowie dem Staat mit aller Macht durchgesetzt werde. Widerstand werde mehr und mehr ausgeschaltet und international als „Homophobie“ kriminalisiert. In dem Zusammenhang wird auch die 1999 gefällte Entscheidung der deutschen Bundesregierung, Gender Mainstreaming als durchgängiges „Leitprinzip und Querschnittsaufgabe“ zu betrachten, gesehen und kritisiert. Die "Gender-Ideologie" sei bereits "in die Lehrpläne der Schulen und Kindergärten eingedrungen". Es wird unterstellt, deren "sozialrevolutionärer Kern" sei die "Sexualisierung der Kinder und Jugendlichen durch den staatlichen Sexualkundeunterricht". Der unterstellte "Versuch des Staates, über Erziehung und Ausbildung, die Geschlechtsidentität der Kinder und Jugendlichen zu verändern", wird als "illegitimer Missbrauch staatlicher Macht" gebrandmarkt.

Empfehlungen und Links

Allgemeine Empfehlungen aus dem Leitfaden des Bundes Lesbischer und Schwuler Journalist_innen (übertragbar auf den gesamten Themenblock 3):

Handeln Sie so wie bei Heterosexuellen! Hinterfragen Sie, wie wichtig die Familien-verhältnisse, die Lebensweise und damit die Homosexualität für die Geschichte sind.
Auch wenn es nicht explizit um Homosexualität geht, können Lesben und Schwule in der Berichterstattung ganz selbstverständlich und ohne explizite aber beiläufige Erwähnung finden. Vergleichen Sie es mit Heterosexuellen: Die Information über den heterosexuellen Ehemann hat keinen anderen Informationsgehalt als die Erwähnung einer homosexuellen Lebens-partnerin. Denken Sie in beiden Fällen aber auch daran, wo der Schutz der Privatsphäre anfängt – nämlich genau dort, wo er bei Heterosexuellen ebenfalls anfängt. Sollte die sexuelle Orientierung nicht relevant sein, sollte sie nicht vorkommen oder gar zum Skandalisieren einer Nicht-Nachricht genutzt werden.
In unserer Gesellschaft herrscht Meinungsfreiheit. Dennoch gehört es zum Konsens unter Journalist_innen, Diskriminierung von Minderheiten allenfalls mit der entsprechenden Einordnung zu zitieren. Journalist_innen sollten genau prüfen, ob sie Gesprächspartner_innen mit homophoben und diskriminierenden Ansichten überhaupt eine Plattform bieten sollen; zumindest müssen Diskriminierung und Homophobie benannt und eingeordnet werden. Ob eine Formulierung diskriminierend ist, lässt sich beispielsweise überprüfen, indem Sie das Wort „Schwuler/Lesbe/Homosexuelle“ durch den Begriff für eine andere Minderheit ersetzen. Wenn das dann seltsam klingt, ist meistens etwas faul.

BIBLIOGRAPHIE UND LINKS

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